Realisierung :2004 – 2006
Bauherr : Stadt Mönchengladbach
Kosten : 17,4 Mio (netto)
BGF : 15.200 M²
BRI : 80.600 M³
1. Preis, 2003 nach RAW 2001
Veröffentlichung:
wb-aktuell 4/2003 + 1/2007
Im Jahr 2003 setzte sich unser Büro in einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb durch und zeichnet seit dem verantwortlich für alle Leistungsphasen.
In einer städtebaulich klaren und prägnanten Form wird eine Freizeitlandschaft, ein Sportbadebereich mit 50-m-Becken sowie Gastronomie integriert. Für externe Nutzungen wie z.B. Fitnessbetreiber werden 2500 m² reserviert.
Vitusbad Mönchengladbach
Nach zweijähriger Bauzeit wurde ein hochmodernes und attraktives freizeitorientiertes Sportbad errichtet, welches als erster wichtiger Stein im Bäderkonzept im Mai 2006 eröffnet wurde. Das „vitusbad“ hat zwar seinen Schwerpunkt als Sportbad, doch gibt es auch ein Familienbecken mit Rutsche, Sprudelliegen, Strömungskanal, Wellenbereich und Kletterwand.
- Entstehung des Projekts
Nachdem klar war, dass man innerhalb des Bäderkonzeptes der Stadt nicht auf einen innerstädtischen Standort verzichten möchte, wurde die Gelegenheit zu einer Verlagerung auf ein Grundstück nahe dem Hauptbahnhof wahrgenommen und der Bau eines neuen Sport- und Familienbades beschlossen. Durch die Constrata Ingenieurgesellschaft mbH, Bielefeld wurde ein Raumprogramm formuliert, dass als Grundlage eines europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbs diente.
Anfang 2003 konnte sich das Architekturbüro BECHLER KRUMMLAUF TESKE in diesem Verfahren durchsetzen und errang mit einem sehr klaren Konzept den ersten Preis. Die Beauftragung erfolgte unmittelbar, sodass die Planung sofort in Angriff genommen werden konnte.
- Lage / Städtebau
Das Preisgericht lobte in seinem Protokoll besonders die „attraktive Raumatmosphäre und die geschickte Verbindung von Innen- und Außenraum“, die auch mitten in der Stadt ein attraktives und freizeitorientiertes Bäderangebot entstehen lässt. Durch klare, auf das benachbarte Schulensemble ausgerichtete Raumkanten wird die Wirkung dieses denkmalgeschützten Bestandes qualitativ verbessert und gleichzeitig ein Puffer zur Straße generiert. Diese parkähnlich gestaltete Grünfläche zwischen Straße und Südfassade wertet die Badehalle innenräumlich erheblich auf und bindet städtebaulich gesehen an die westlich benachbarte Grünfläche an, sodass hier ein durchgehender Grünzug entstanden ist, der das neue Gebäude in den städtebaulichen Bestand integriert.
- Lage und Erschließung
Das Grundstück wird an drei Seiten von Straßen begrenzt. Bei der nördlichen Verkehrsfläche handelt es sich um einen Fußgängerbereich, der durch einen gegenüberliegenden Fachmarkt relativ stark frequentiert ist und die Anbindung an den Hauptbahnhof schafft. Westlich benachbart ist eine Berufsschule.
Natürlich bot es sich an, den Haupteingang zusammen mit Gastronomieflächen der Fußgängerzone zuzuwenden, um die Bedeutung dieser Erschließungsachse zu steigern und vorhandene Infrastruktur zu nutzen.
Um das Gebäude nicht zu tief in den grundwasserbelasteten Baugrund eingraben zu müssen, ist bei der Konzeption des Gebäudes ein Niveau für die Eingangsebene festgelegt worden, das fast zwei Meter über dem Gelände liegt. Die Architekten überwinden diese Höhendifferenz über eine vorgelagerte Gastronomiezone, die sich in mehrere unterschiedlich hoch gelegene Terrassen auflöst und geben der gastronomisch genutzten Fläche somit eine Eigenständigkeit gegenüber dem Niveau der Fußgängerzone.
- Innere Erschließung und Funktionsbereiche
Zentral in der Nordansicht gelegen führt eine großzügig angelegte Freitreppe direkt in das Foyer des vitusbades, das durch ein Glasdach fließend zum Innenraum wird. Es stellt die gemeinsame Schnittmenge mehrerer Funktionsbereiche dar, die von hier aus erschlossen werden können und nimmt einerseits einen Empfang auf, zu dem die Kassenanlage und ein Shop gehört und dient anderseits als temporäre Erweiterungsfläche des angegliederten Bistros.
Dem Badegast bietet sich bereits unmittelbar nach Eintritt in das Gebäude ein Panoramablick über die gesamte Badelandschaft, was die intuitive Orientierbarkeit für den Erstbesucher unterstützt und Neugier bei anderen Gästen erzeugt.
Während sich um das Foyer der Eingangsebene der Gastronomiebereich, ein Fitnessstudio und die Vertikalerschließung des Gebäudes anordnen, befinden sich eine Ebene tiefer der Umkleidebereich und die Badeebene selbst. Mit Ausnahme des Sportbeckens sind alle Becken von der Technikebene, die ungefähr die Hälfte der überbauten Fläche einnimmt, von unten revisionierbar.
- Architektur und Design
Die Architekten wollten dem denkmalgeschützten Ensemble auf der Westseite ein starkes und zugleich ruhiges Pendant zuordnen. Durch ein allübergreifendes flaches Dach wird diese Wirkung verstärkt, indem die einzelnen Bereiche zusammengefasst werden. Formal spannen die beiden Gebäudeteile der Gastronomie und des Fitnessbereichs einen Raum auf, aus dem heraus sich die Badelandschaft entwickelt. Die Badelandschaft wird -soweit dies die Kosten zugelassen haben- nach außen durch Glasfassaden offen gehalten.
Um den Kontrast zwischen offener Badelandschaft und Halt gebenden Bauteilen zu stärken, sind die verbleibenden Fassaden als relativ geschlossene Lochfassaden ausgebildet.
Der Innenraum wird ebenfalls von einem Gegensatzpaar dominiert, das durch die Gegenüberstellung von freien Formen im Freizeit- und Familienbereich zu strengen Geometrien im Sportbad formuliert wird. Die sinnliche Wahrnehmung soll den Zweck somit offensichtlich machen. Unterstützt wird diese Wirkung durch drei großformatige „Lichtkegel“, die die Dachkonstruktion im Freizeitbereich durchbrechen und einen Spot auf die Raumschwerpunkte legen.
- Außenbereiche
Um der verglasten Badehalle einen ausreichenden, grünen Puffer geben zu können, wurde die südliche Freifläche nicht durch Funktionsflächen für die Badegäste besetzt. Diese ist als ruhige Erholungszone in einen Tiefhof nach Westen eingebettet.
So bietet nun eine parkähnliche Grünanlage eine wunderbare Kulisse vor der verglasten Südfassade des vitusbades, die sowohl innen- als auch außenräumlich eine angenehme Wirkung hinterlässt.