BAUHERR: Gemeindeverband Sispolo, Luxemburg
FERTIGSTELLUNG: 12 / 2013
NGF: 7.500 m²
BRI: 45.500 m³
BAUHERR: Gemeindeverband Sispolo, Luxemburg
FERTIGSTELLUNG: 12 / 2013
NGF: 7.500 m²
BRI: 45.500 m³
1. Lage
Mit Schwimm- und Erlebnisbad, Saunawelt und Fitnessstudio unter einem Dach, richtet sich das AquaNat’Our an Familien, Sportler und Erholungssuchende gleichermaßen. Der Name lehnt sich an den Naturpark Our an, der sich über 7 Gemeinden im Nordosten des Landes erstreckt und in dessen Mitte sich das Gelände des „Parc Housen“ mit dem AquaNat’Our befindet.
Die städtebauliche Gesamtsituation wird geprägt von den heterogenen Gebäuden des Schul- und Sportzentrums, der offenen, ländlichen Umgebung und der harmonischen Eingrünung des gesamten Bereiches.
Die Lage des neuen Schwimmbades am Rande des Sportparks wird dabei von mehreren Faktoren bestimmt. Zum einen signalisiert das Heranrücken an die Erschließungsstraße die Verbindung, die Nähe zur gebauten Umgebung und den erforderlichen Respekt gegenüber dem angrenzenden Landschaftsraum.
Darüber hinaus wird hierdurch eine möglichst große Fläche im Westen und Südwesten freigehalten, die durch Sommeraufenthaltsbereiche, Spiel- und Sportflächen und eine weitläufige Saunalandschaft optimal genutzt werden kann.
Die städtebaulich sehr kompakte Gebäudegroßform zeigt eine angenehm ruhige, aber auch angemessen kräftige Signifikanz im Gebäudeensemble und bildet einen markanten Übergang zur freien Landschaft.
Der Großform eines fast quadratischen Flugdaches sind die weiteren Funktionsbereiche wie Sauna und Fitnessbereich zusammen mit dem Schwimmbad untergeordnet. Der Bauteil der separat betriebenen Gastronomie ragt als Aufmerksamkeit erregendes Zeichen aus dem Eingangsbereich hervor
2. Erschließung
Die städtebauliche Leitidee der kompakten Großform findet im Erschließungssystem im Prinzip der kurzen Wege und klaren Organisation seine Fortsetzung.
Während vom Parkplatz im Südosten des Gebäudes eine großzügige, flach geneigte Rampe zum Eingangsvorplatz führt, gelangt man vom Straßenbereich und den gegenüberliegenden Stellplätzen über eine breite Zugangstreppe auf das um ein Geschoss angehobene Eingangsniveau.
Von diesem prominenten Vorplatz und der angegliederten Rampe werden alle wesentlichen Gebäudefunktionen direkt und auf kurzem Wege erschlossen:
– Haupteingang mit Foyer
– Zugang externe Gastronomie
– Außenzugang und Schaufenster-Shop
– Externer Zugang Fitnessbereich
– Schwimmbadeingang Schüler und Vereine
– Mitarbeitereingang
Die etwas erhöhte multifunktionale Platzsituation gewährleistet zudem eine klare und angenehme Trennung zwischen Fahr-, Fußgängerbereich und ruhendem Verkehr einerseits und Restaurantterrasse und Entréezone andererseits.
Darüber hinaus ist es durch die transparente Windfanganlage schon vom Vorplatz aus möglich, durch das Gebäude über die Badelandschaft hinweg in den angrenzenden Landschaftsraum zu blicken.
Gebäudetransparenz
Die Gebäudever- und Entsorgung erfolgt über einen ebenerdig von der Straße aus an fahrbaren, sichtgeschützten Wirtschaftshof. Die klare Abtrennung zum Besucherzugang vermeidet unerwünschte und gefährliche Funktionsüberschneidungen und Wegkreuzungen. Sowohl Küche und Technikbereich werden über diesen Wirtschaftshof angedient.
Durch die harmonische Einordnung des Gebäudes in das natürliche Gelände und eine behutsame Geländemodellierung sind alle wesentliche Bereiche und Funktionen ebenerdig erschlossen.
3. Organisation
Das Grundprinzip der inneren Erschließung, der Grundrissorganisation orientiert sich ganz wesentlich am städtebaulichen Entwurfsgedanken, der Kompaktheit des Gebäudes und der kurzen und klaren Erschließungs-wege.
Wesentliche Funktionseinheiten wie Küche und Eingangshalle sind so zentral angeordnet, dass direkt alle wichtigen Gastrostandorte angeschlossen werden können, und dass über großzügige Blick-beziehungen, schon von der Eingangshalle aus, eine optimale Orientierung der Besucher gewährleistet ist.
Organisation Funktionsschema
Während der große multifunktionale Vorplatz wichtiges übergeordnetes Bindeglied darstellt, ist das transparente Windfangelement die Verknüpfung, das Verbindungselement zwischen Innen und Außen. An die großzügige Eingangshalle und das Windfangelement sind alle wesentlichen Nutzungs-einheiten auf kurzem Wege direkt angeschlossen:
– Externe Gastronomie
– Kassentheke mit Infobereich
– Badeshop mit Innen- und Außenzugang
– Übergang zu den Drehkreuzen und den Wertfächern
– Foyer-Bistro
– Verwaltungs- und Personalbereich
– Foyerzugang Fitnessbereich
– Über Umkleide- und Sanitärbereich, Zugang zur Badehalle.
Der schon vom Eingangsfoyer mögliche freie Blick auf die Badelandschaft macht „neugierig“ und unterstützt den transparenten Charakter der Anlage und den leichten, offenen Raumeindruck.
Diese einzigartige Atmosphäre wird durch eine Lichtkuppel mit 18 m Durch-messer, über der Badehalle gelegen, großzügig unterstützt.
Über eine klar und einfach organisierte offene Treppenanlage, alternativ auch über einen großzügig dimensionierten Aufzug, gelangt der Besucher vom Eingangsfoyer auf die Badeebene. Von hier erreicht man über eine große Vorzone mit Bijou-Bereich über klar organisierte Wegeverbindungen die Einzelumkleidekabinen oder die 4 Sammelumkleideräume. Diese sind auch extern für Schüler und Vereine direkt von der Vorplatzrampe aus erreichbar.
Dieser Bereich wird durch eine Videogegensprechanlage, die sowohl bei der Rezeption, als auch in der Geschäftsleitung aufläuft, kontrolliert. Übungsleiter könnten einen für diesen Zugang codierten Chip (Teil des Zutrittskontrollsystems) erhalten und die Abwicklung des Zugangs übernehmen.
Der eigentliche Gebäudezugang dieses Bereiches besteht aus einer Wind-fanganlage, bzw. Schleuse, in die ein großzügiger Warte- und Aufent-haltsbereich integriert ist.
In den breiten Flurzonen ist ausreichend Platz für Ablagemöglichkeiten, Fön- und Bijoubereiche. Dieser Stiefelgang wird über Oberlichtkuppeln zudem noch natürlich belichtet und erscheint so großzügig, hell und freundlich.
Die direkte Zuordnung der Umkleideschränke zu den Kabinen gewährleistet optimal kurze Wege zwischen diesen beiden Bereichen und verhindert unerwünschte Überschneidungen im Barfußgangbereich (z.B. Nutzung für Fitnessbereich).
Die kurze, direkte Wegeführung setzt sich auch im Bereich der Umkleide-schränke und der als Schleuse funktionierenden Sanitäreinheiten fort. Die lineare Anordnung der ca. 350 Schränke gewährleistet eine optimale Orientierbarkeit.
Als weitere Funktionseinheit befindet sich in diesem Bereich, in direkter Nähe zu den Familien- und Behindertenumkleidekabinen, die Behinderten-Sanitäreinheit und Abstellflächen für Rollstühle (Rollstuhlwechsel).
Vom Sanitärbereich gelangt der Badegast entweder direkt in die große ebenerdige Badehalle oder über eine weitere Zugangskontrolle barrierefrei in den Saunabereich.
Die Badehalle selbst stellt sich als übersichtliche, klar strukturierte und zonierte Landschaft dar.
Das Schwimmerbecken mit angeschlossenem Sprungbereich bildet dabei das zentrale Wasserelement. Diesem sportbetonten, aktiven Bereich zuge-ordnet ist das Landebecken der Großrutsche und in unmittelbarer Verbindung hierzu der Treppenaufstieg zum Rutschenstart. Auf kürzestem Weg und ohne die Beeinträchtigung anderer Badegäste ist so der Kreislauf „Rutschen – Rutschenstart – Rutschen“ problemlos möglich.
Die Wasserflächen orientieren sich intensiv zur freien Landschaft hin. Eine leicht organische Form, die jedoch eine Mindestfläche von 8,00 x 12,50 m sicherstellt, verstärkt diesen Landschaftsbezug.
Darüber hinaus ist die freie Form sehr gut geeignet, anspruchsvolle Wasserattraktionen wie Liegebereiche, Boden- und Nackensprudler o. ä. harmonisch zu integrieren.
Am Übergang zu Sitz- und Liegestufen, die die Badeebene mit der Bistroebene verbinden, entwickelt sich das Kinderbecken aus einer Felslandschaft heraus, und bietet so zahlreiche Attraktionen und Spieleinrichtungen, wie Wasserfall, Schiffchenkanal, Wasserspeier und Spritzeinrichtungen. Den Eltern ist dabei durch die unmittelbare Nähe zu den Sitz- und Liegestufen und zum Bistrobereich eine optimale Aufsicht möglich.
Ebenfalls in eine Felslandschaft integriert sind Warm- und Kaltwasserbecken. Ein Wasserfall- und eine grottenähnliche Ausbildung des Beckenrandes, sowie die freie Form der Becken bilden dabei einen wohltuenden Kontrast zur Orthogonalität des Sport- und Schwimmerbeckens und dokumentieren die unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkte.
Ein wesentliches Element der Badelandschaft sind die vom unteren Niveau auf Eingangsniveau ansteigenden Sitz- und Liegestufen. Hier besteht die Möglichkeit zu sitzen, sich auf Liegen auszuruhen, die Kinder im Kinderbecken zu beobachten, oder auch das gastronomische Angebot des Badebistros in Anspruch zu nehmen. Ein Rampenweg stellt dabei die barrierefreie, behindertengerechte Verbindung beider Ebenen her.
Die naturnahe Ausgestaltung dieses Bereiches mit Felsen und Pflanzbereichen sind ein wesentliches Element der Badehalle und prägen die Raumatmosphäre.
In zentraler Lage, von der alle Bereiche der Badeebene optimal eingesehen und überwacht werden können, befindet sich die Badeaufsicht, die zudem über eine interne Treppe direkt mit der Technikebene verbunden ist.
Die Nutzungseinheit Dampfbad mit Kaltwasser- und Erlebnisduschen ist in diesem Bereich so angeordnet, dass der Zugang direkt von der Badehalle aus erfolgt und sie somit in die Erlebniswelt Badelandschaft integriert ist.
In direkter Anbindung zur Badehalle und doch in unmittelbarer Nähe zum Nebenausgang (Schule, Vereine) und damit getrennt vom eigentlichen Publikumsverkehr, befindet sich der Sanitätsraum.
Durch die Anordnung der Becken ist die Badelandschaft so zoniert, dass zahlreiche Ruhe- und Aufenthaltszonen unterschiedlicher Qualität und Größe entstehen.
Durch die raumhohe Verglasung der Badehalle ist überall die Verbindung zur südwestlich vorgelagerten Außenanlage gegeben. Innen- und Außenraum gehen ineinander über, verstärkt durch die naturnahe Ausgestaltung der Badeebene mit Fels- und Pflanzbereichen.
Der Fitnessbereich kann sowohl von der Badeebene über eine in die Felslandschaft integrierte Treppe, direkt von der Eingangshalle und auch separat von außen erreicht werden.
Um einen zentralen, offenen Trainingsbereich ist der teilbare Gymnastik-raum, sowie alle Nebenräume und eine zur Badehalle orientierte Fitnessbar angeordnet.
Die Saunalandschaft ist als eigenständiger, der Gesamtanlage im Westen angefügter Baukörper, angegliedert und orientiert sich eindeutig nach Westen in die freie Landschaft.
Bestimmt wird dieser Bereich von einer offenen 2-geschossigen zentralen Halle, um die alle wichtigen Funktionsbereiche angeordnet sind:
– der nach Westen großzügig verglaste Ruheraum
– die Anwendungsangebote wie Dampfbad, Sanarium, Sauna und ein
felsenartig ausgebildeter Kaltwasserbereich.
– Fußwärmebecken
– und ein naturnaher Rampenweg, der auf die obere Ebene zum
Saunarestaurant führt.
Die Saunaanlage ist über eine raumhohe Glasfassade mit Windfang-element mit der sich nach Westen anschließenden weitläufigen äußeren Saunalandschaft verbunden. Hier stehen weitere zahlreiche Angebote, wie Blockhaussauna, Seesauna und ein Naturbadeteich zur Verfügung.
Die Westorientierung und die natürliche landschaftsbezogene Ausgestaltung dieses Freiraumes ermöglichen so einen optimalen Saunabetrieb.
Mit einer Gesamtfläche von fast 2.000 m² sind für diesen Bereich aus-reichend Erweiterungsmöglichkeiten vorhanden.
Die zusätzlichen Saunaangebote können dabei in lockerer Anordnung bei Bedarf jederzeit ergänzt werden.
Der offene und sehr landschaftsbezogene Charakter der Anlage wird dabei nicht gestört.
Die zentrale Kücheneinheit, die zum Restaurant hin als Schauküche ausgebildet ist, dient alle wichtigen Gastroeinheiten direkt und barrierefrei an:
– Das Saunarestaurant mit Überblick in die Saunahalle.
– Das Badehallenbistro mit Anbindung an Badeebene.
– Foyer-Bistro mit Einblick in die Badehalle
– und der große externe Gastronomiebereich, der sich als eigenständiger
Baukörper, als „eigene Adresse“ auch nach außen hin selbstbewusst
zeigt.
Das externe Restaurant stellt sich als eigenständiger Baukörper im Bereich des Vorplatzes dar. Als gläsernes auskragendes Element entwickelt es starke Präsenz und prägt den Vorplatz der Gesamtanlage ganz wesentlich.
Das Restaurant wird über den Haupteingang des Schwimmbades erschlossen.
Mit einer Gesamtfläche von ca. 150 m² bietet es ausreichend Platz für unterschiedliche Möblierungsvarianten.
2 vorgelagerte Terrassen runden das Angebot ab.
Die Ausrichtung nach Südosten zum Vorplatz mit Aktion und Kommunikation und die nach Westen orientierte Terrasse mit dem Landschafts- und Grünbezug.
Der Technikbereich ist direkt unter der Badehalle angeordnet und mit dieser über Installationsschächte verbunden. Die Anlieferung, die Ver- und Entsorgung, erfolgt über den Wirtschaftshof und über einen großzügig dimensionierten Lastenaufzug und Treppeneinheit. Die lichte Raumhöhe beträgt ca. 3,50 m. Die Beckenbereiche sind in Höhe der jeweiligen Beckentiefen unterkellert.
4. Architektur, Gestaltung, Farbe
Unter das übergeordnete Flugdach schieben sich die Nutzungsbereiche wie Fitness, Sauna und Verwaltung als warmtönig verputzte Baukörper und lassen die Funktion von außen ablesbar erscheinen. Sie umrahmen somit die über zwei Seiten verglaste Badehalle.
Der markante und weit auskragende Restaurantbaukörper setzt sich nicht nur in der Formensprache sondern auch in seiner Materialität etwas vom Schwimmbad ab. Mit einer Natursteinfassade fügt er sich zwar in das Farbschema ein, bietet dem extern betriebenen Gastronom jedoch eine eigene Identität.
5. Freianlagen
Das Gelände des Freizeitbades liegt im Übergang zum freien Landschafts-raum. Durch Blickbezüge, Naturnähe und freie Modellierung wird die um-gebende Landschaft in die Freiflächengestaltung einbezogen.
Im Bereich der Liegewiese – im Übergang zur Natur – werden die Freibe-reiche naturnah ausgeformt, im Eingangsbereich – Richtung Straße und Bebauung – erfolgt eine urbane Gestaltung des Außenraumes.
Über eine großzügige Stufenanlage wird der Besucher direkt vom Parkplatz zum Eingang geleitet, eine breite Rampe ermöglicht zudem einen behin-dertengerechten Zugang mit Bedarfszufahrt. Die erhöhte Position des Vorplatzes schafft eine klare Trennung zur Straße und bietet gleichzeitig Übersicht über das Gelände. Sitzelemente um große Solitärbäume bieten Aufenthaltsplätze und Treffpunkte. Die Außenterrasse des Restaurants liegt räumlich abgetrennt auf gleichem Niveau.
Die Übergänge von Sauna- und Schwimmhalle in den Außenbereich funktionieren über vorgelagerte Terrassen. Die Liegewiese ist sehr natürlich gestaltet, weiche Geländemodellierungen schaffen fließende Bewegungen, Raumbildung, Trennung von ruhigen und aktiven Zonen.
Der Naturbadeteich gliedert sich eng an die Südfassade der Badehalle an und bildet mit den innenliegenden Wasserflächen ein Ensemble. Er wird von innen als wesentliches und aufwertendes Gestaltungsmittel des Außenbereichs wahrgenommen.
Räumlich getrennt und über Eck vor Einblicken geschützt liegt der Saunagarten. Um einen malerisch angelegten Naturbadeteich, in dessen Mitte die Seesauna platziert ist, führt ein geschwungener Weg für Freiluftgänge nach dem Saunieren durch das Gelände. Um den See ordnen sich ein Ruhehaus und Blockhaussauna an. Hier können in Zukunft weitere Angebote ergänzt werden.
Die Pflanzung erfolgt naturnah, in freier Anordnung. Große Bäume spenden Schatten, Strauchgruppen schaffen Raumbezüge und bieten Sichtschutz und Rückzugsbereiche. Der Saunagarten ist allseitig blickdicht eingepflanzt. Im Freibereich des Bades sind Sichtbezüge in die umgebende Landschaft möglich.
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