STÄDTEBAU
Im Ensemble mit dem neuen Kreishaus wertet das neue Parkhaus den Eingang zum Stadtzentrum Künzelsau zu einer stadtbildprägenden Situation auf.
Direkt an der Bundesstraße B19 gelegen soll hier eine moderne und für künftige Nutzungen flexible Mobilitätsdrehscheibe zwischen ÖPNV und den verschiedenen Formen des Individualverkehrs etabliert werden, die verschiedenen Verkehrsachsen miteinander verknüpft.
Der neue Baukörper ordnet sich in seiner Höhe dem zukünftigen Kreishaus unter und springt auf der Westseite hinter dessen Flucht zurück, sodass dem Kreishaus bei der Zufahrt von Norden entsprechend seiner zentralen Bedeutung eine verstärkte Präsenz zuteilwird. Die L-förmige Gebäudekonstellation fasst eine kleine Platzsituation ein, bei der die neuen Ein- und Ausfahrten zu den Parkplätzen münden.
Die Fassadengliederung mit senkrecht stehenden, weiß lasierten Holzlamellen und teilweise begrünten Fassaden schafft Maßstäblichkeit und einen deutlichen Wiedererkennungswert. So entsteht eine Visitenkarte mit Adressbildung ohne, dass Rückseiten ausgebildet werden.
ERSCHLIESSUNG / ORGANISATION
Zwischen Kreishaus und Parkhaus spannt sich der neue Mobilitätsplatz auf, der die verschiedenen Verkehrsmittel und Gebäude miteinander verknüpft. Es wird ein attraktiver Endpunkt für die Verbindungsachse durch das Kreishaus bis zum neuen Stadtboulevard gestaltet, der einerseits die gut sichtbare Ein- und Ausfahrtsituation zum Parkhaus und zum Kreishaus aufnimmt und andererseits ein wertiges Entree mit einladendem Eingangsbereichen zu beiden Gebäuden darstellt. Mit einer großzügigen Treppenanlage wird die Verbindung zur Kochertalbahntrasse mit Fuß- und Radweg und dem angrenzenden Grünraum hergestellt.
Der PKW-Verkehr wird nicht tief in die Platzsituation hineingezogen, sondern direkt an der Seestraße sehr gut auffindbar abgefangen. Mit einer gemeinsamen Einfahrt kann der notwendige Stauraum im Zuge der Abfahrt leicht nachgewiesen werden und Schallproblemen zwischen Park- und Kreishaus von vorn herein begegnet werden. Um die Leistungsfähigkeit und Sicherheit zu erhöhen, wird die Ausfahrt der Kreishaustiefgarage separat von der Einfahrt kreuzungsfrei über das Parkhaus organisiert.
Innerhalb des Parkhauses ist die Erschließung ring- bzw. spiralförmig ohne Sackgassen angelegt. Um die Grundlage für eine möglichst flexible Nachnutzung zu legen, wurde kein Split-Level, sondern sehr nutzerfreundliche und übersichtliche, durchgehende Ebenen mit Rampen über die vollen Geschosse entwickelt.
Besucher des Parkhauses werden an Rande der ringförmigen Erschließung über spezielle Markierungen funktional und sicher geführt.
MOBILITÄT
Das zukunftsweisende Konzept wird als Mobilitäts-Drehscheibe die verschiedenen Verkehrsmittel miteinander vernetzen und dabei möglichst kurze Wege und Umsteigezeiten bieten. Zu den Angeboten zählen neben großzügig dimensionierten PKW-, Motorrad und Sonderstellplätzen auch Plätze für Car-Sharing, E-Bikes und Leihfahrräder sowie Car 2 Go und E-Mobilität.
FUNKTION
Um einen grünen, hellen Innenhof entwickelt sich eine ringförmige Erschließung, die durch hohe Transparenz und sehr gute Orientierung ohne Sichtbarrieren die Sicherheitsbelange von Fußgängern, Radfahrern und Autoverkehr berücksichtigt. Es wird durch ein markantes Farb- und Lichtkonzept unterstützt. Belebende Elemente wie eine Paketstation, ein Geldautomat sowie Info-Dienste beleben das Erdgeschoss und sorgen für soziale Kontrolle und ein positives Sicherheitsgefühl und bieten gleichzeitig zusätzliche Serviceleistungen für die Benutzer. Ein Fußgängerleitsystem mit markierten Wegen führt die Menschen vom Stellplatz direkt zum Ausgang.
Somit finden unterschiedlichste Benutzergruppen wie Frauen, Familien, in ihrer Mobilität beeinträchtigte Menschen, Lang- sowie Kurzzeitparker eine hohe Funktionalität vor.
Sichere Fahrradstellplätze mit Lademöglichkeit und Fahrradstation mit Werkstatt sind dem Radweg entlang der Kochertalbahntrasse im UG zugeordnet sowie im EG zu finden.
ARCHITEKTUR / KONSTRUKTION
Das Gebäude wirkt in alle Richtungen mit einer hellen und einladenden Fassade aus senkrechtstehenden, weiß lasierten Holz-Lamellen. Sie verleihen der Kubatur eine maßstäbliche Oberfläche, die ihr Gesicht je nach Blickwinkel wandelt. Die Rhythmisierung der Ansichten durch die Abfolge unterschiedlicher Lamellenraster und Schrägstellungen lassen das Gebäude zeitlos elegant wirken. In horizontal umlaufenden Pflanztrögen gedeihen Rankpflanzen, die an den Lamellen nach oben wachsen und sorgen für eine Eingrünung und Kühlung des Umfeldes bei sommerlicher Hitze.
Im Sommer wird durch die Begrünung ein höheres Maß der Verschattung erreicht als im Winter, in dem ein verstärkter Lichteinfall von Vorteil ist.
Abgesehen von zwei erdberührten Sockelgeschossen in Stahlbetonbauweise in Recyclingbeton, werden die Parkebenen materialoptimiert in Hybridbauweise erstellt. Stützen und Unterzüge aus Baubuche tragen Stahlbetonfertigteildecken. Die Spannweite von 16,80m ermöglicht stützenfreie Parkstraßen.
Es entsteht eine ressourcenschonende, robuste und langlebige Konstruktion, die aufgrund ihres streng modularen Aufbaus ohne Veränderung der Tragstruktur umgenutzt oder Erweitert, sowie wirtschaftlich erstellt werden kann. Auch die Fassade folgt diesem modularen Aufbau und lässt sich deshalb in einzelnen Feldern austauschen.
NACHHALTIGKEIT
Eine ressourcen- und energieschonende Bauweise für Konstruktion und Fassade wird durch den hohen Anteil von Holzwerkstoffen gewährleitet. Stahlbetondecken mit einer Dicke von ca.12cm entlasten im Vergleich zu anderen Konstruktionen das Tragwerk und sind dabei sehr langlebig und robust.
Das Dach wird Biodiversitäts- und Retentionsanstaudach konzipiert und mit einer PV-Anlage mit Stromspeicher kombiniert. Dadurch wird der Natur der Lebensraum zurückgegeben, der durch die Überbauung verloren ging. Durch die Zurückhaltung des Niederschlagswassers auf dem Dach und in Zisternen wird die Kanalisation entlastet und die Versorgung der Dach- und Fassadenbegrünung sichergestellt.
Je länger die Lebensdauer eines Gebäudes, desto nachhaltiger ist es. In diesem Sinne wurde auf Basis eines strengen Systemrasters von 2,70×5,40m ein flexibel nutzbares Gebäude geplant, spätere Teil- oder Ersatznutzungen zulässt.
Zur Optimierung der Energiekosten und der Ausleuchtung wird eine Beleuchtungssteuerung für die LED-Leuchten eingesetzt, die helligkeitsabhängig über Präsenzmelder regelt.
BRANDSCHUTZ
Die Fluchtweglängen von 50m werden durch die Anordnung von zwei entgegengesetzten notwendigen Treppen deutlich unterschritten und durch ein Fußgängerleitsystem gesichert. Eine Brandmeldeanlage sorgt für eine frühzeitige Entfluchtung.
Die tragende Konstruktion wird feuerbeständig ausgeführt. Ein angemessener Öffnungsanteil der Fassade gewährleistet eine natürliche Entrauchung.
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