BAUHERR: Stadt Schriesheim
LANDSCHAFTSARCHITEKT: Jedamzik + Partner, Stuttgart
FERTIGSTELLUNG: 2025
NRF: 1.510 m²
BRI: 7.230 m³
STÄDTEBAU
Der neue Kindergarten in der Conradstraße fügt sich behutsam und sensibel in den wertvollen Baumbestand ein und greift die vorhandene Topografie zur Gestaltung einer abwechslungsreichen und doch klar strukturierten Kinderlandschaft auf.
Charakteristisch für die übergeordnete Campusanlage, zu der zwei Schulen, die Stadtbibliothek und ein Kindergarten gehört, ist ein umlaufender Grünsaum aus z.T. wertvollem alten Baumbestand, der das Bild zu den umgebenden öffentlichen Bereichen prägt.
Zum einen ist der Grünsaum Teil einer übergeordneten Gestaltung, zum anderen übernimmt er im Bereich der Kita wichtige Funktionen. So rahmt er die Spielfläche mit seinem ca. ein Meter hohen Wall schützend ein , sorgt für die sommerliche Beschattung und bietet ohne große Geländeeingriffe die Grundlage für eine erlebnisreich gestaltete Außenanlage. Diesem Motiv ordnet sich die klare, einfache, rechteckige Gebäudeform unter und fügt sich städtebaulich harmonisch ein.
Unter Inanspruchnahme des erweiterten Grundstücks (incl. 5-m-Streifen) wird der 2-geschossige Baukörper in die nord-östliche Ecke gesetzt. Auf diese Weise lässt er großzügig Raum für eine große zusammenhängende Spielfläche und gliedert sich an die bereits vorhandene Erschließungsachse an der Ostkante an.
ERSCHLIESSUNG
Der Kindergarten wird über ein gesicherten Eingangsvorplatz entlang einer Holzpergola an die Conradstraße angebunden. Den vielfältigen Funktionen an der Schnittstelle zwischen innen und außen wie z.B. Wartebereiche oder geschützte Fahrradabstellplätze kann somit ausrechend Raum gegeben werden.
Die Andienung der Küche erfolgt separat und unabhängig über den vorhandenen Weg entlang der östlichen Grundstückskante direkt von der Conradstraße.
ORGANISATION
Die innere Struktur bietet bei klarer und wirtschaftlicher Konstruktion angenehm proportionierte Räume und Erschließungsflächen bei gleichzeitig hoher Funktionalität.
Dies zeigt sich bereits im Eingangsbereich, bei dem nicht nur auf eine gute Belichtung geachtet wurde, sondern der Wunsch des Bauherrn nach einer ausgeprägten Trennung zwischen Schmutz- und Sauberbereich mit einer zentral im EG zusammengefassten Kindergarderobe konsequent umgesetzt wurde.
Allgemeine Flächen wie der Multifunktionsraum, die Küche, das Kinderrestaurant sowie die Leitung und Personalräume konzentrieren sich im östlichen Bereich; die Gruppenräume entwickeln sich im westlichen Bereich entlang der Längsachse.
Die vertikale Erschließung sitzt folgerichtig an der Schnittstelle dieser beiden Funktionsbereiche.
Der Längsflur ist im Erd- wie auch im Obergeschoss von der Lichtdurchlässigkeit in Querrichtung und den jeweiligen gut nutzbaren Aufweitungen vor den Gruppenräumen geprägt.
Der im Obergeschoss entfallene Garderobenbereich kommt in der überarbeiteten Planung einem aufgeweitetem Flurbereich zugute, der als zusätzlicher Essplatz genutzt werden kann, welche von der Kinderküche im OG als Satellit der Hauptküche versorgt werden kann.
Die Gruppenräume des Obergeschosses verfügen über einen Laubengang, der die Verbindung zum Garten herstellt und den 2. Fluchtweg abbildet. Er weitet sich am östlichen Ende zu einer Terrasse auf, die den Personalbereich ergänzt.
ARCHITEKTUR
Der harmonisch in den vorhandenen Grünraum eingefügte Gebäudekubus ergänzt als markanter Baustein das städtebauliche Gesamtgefüge und zeigt sich in seinem rhythmischen Aufbau ruhig und einladend.
Die Längsausrichtung des Gebäudes steht in spannungsvollen Kontrast zu der ausgeprägten Querstruktur im Grundrissaufbau, der attraktive und gut belichtete Innenräume und Erschließungszonen schafft.
Der gleichmäßige Rhythmus der Gruppenraumeinheiten spiegelt sich auch in der ausgeprägten Vertikalstruktur der Holzlamellenfassade wider, deren relativ großer Lamellenabstand problemlos zulässt, über untergeordnete Fenster hinwegzufahren. Diese Außenhülle verleiht dem Kindergarten eine sehr einladende und homogene Erscheinung. Die warme Materialität fügt sich harmonisch in den Grünraum ein und ist die konsequente Fortführung der ebenso in Holz erstellten Gebäudekonstruktion.
Das darauf abgestimmte Konstruktionsraster erfüllt sowohl die Erwartungen an eine wirtschaftliche Erstellung als auch die Anforderungen an Ökologie und Nachhaltigkeit.
Die Erstellung der Außenwände ist in Holzrahmenbauweise, die Decken als Brettstapelelemente geplant. Ergänzt wird das Gestaltungsprinzip von Konstruktion und Außenhaut bei der Behandlung der Innenräume. Helle Wände werden ergänzt durch darauf abgestimmte Holz-Fenster und Türen sowie Holz-Einbauten für Garderoben, Schränke, Möbel und Spielelemente.
Ein behutsam gewähltes Farbleitsystem rundet den freundlichen und offenen Charakter der Innenräume ab und bietet Orientierung und Geborgenheit
AUSSENANLAGEN
Der Baumbestand und die vorhandene Erdmodellierung werden weitgehend erhalten und als freie Spielfläche mit kleinen Spielpunkten ausgestattet.
Durch die weitere Ergänzung der Modellierung werden kleine Räume geschaffen, in welchen die Spielstationen eingefügt sind.
Eine freigehaltene Spielwiese umgibt das Gebäude und schafft Raum für freie Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten.
Ein Pavillon an der Conradstraße markiert den Grundstückseingang und lässt einen Innenhof entstehen, der als Spielhof mit markierter Bobbycarstrecke und Schattenbaum genutzt wird. Er dient als gesicherter Abstellraum für Personal-Fahrräder sowie als Entsorgungspunkt.