Architektur: KTH Architekten BDA
Freianlagen: Jedamzik+Partner, Stuttgart
Architektur: KTH Architekten BDA
Freianlagen: Jedamzik+Partner, Stuttgart
STÄDTEBAU / ÄUSSERE ERSCHLIESSUNG
In exponierter Lage am nördlichen Stadteingang Rastatts wird für die neue Feuerwache eine attraktive Adresse mit prägnantem Eingang geschaffen.
Die in Nord-Süd-Richtung orientierten Gebäude schützen die westlich und südlich vorgesehene Wohnbebauung vor Schallemissionen des Feuerwehrbetriebs und des Verkehrslärms.
Die Gebäudefigur setzt zur Zaystraße eine klare städtebauliche Kante und bildet nach Westen durch deutliche Gebäudeversätze und eine ausgeprägte Begrünung einen weichen Übergang zur Wohnbebauung aus.
Die L-förmige Gebäudefigur zoniert in Kombination mit dem separaten Werkstattgebäude das Außengelände in übersichtlicher Weise. So werden Teilbereiche wie der intensiv begrünte Eingangsvorbereich, der Alarmhof auf der Ostseite, der Übungshof auf der Nordseite und der Betriebshof zwischen dem Haupt- und dem Werkstattgebäude gefasst. Die Besucherparkplätze sind alle außerhalb des eingefriedeten Betriebsbereichs angeordnet. Einige liegen direkt am repräsentativen Haupteingang des Gebäudes auf der Südseite.
Der Alarmparkplatz ist räumlich klar von den Besucher- und Mitarbeiterparkplätzen abgesetzt und wird auf kurzem Wege von Süden her über die neue Querspange angefahren. Die Alarmausfahrt erfolgt hingegen direkt auf die Zaystraße, sodass eine Kreuzung zwischen einrückenden Privat-PKW und ausrückenden Rettungsfahrzeugen ausgeschlossen werden kann.
Der Alarmweg im Einsatzfall funktioniert auf kürzestem Weg vom Parkplatz aus über einen separaten Alarmeingang ohne Höhenunterschied durch die Umkleiden bis zur Fahrzeughalle. Aus der Leitzentrale ist ein voller Einblick in die Halle und auf den Stauraum gegeben.
Der Alarmhof wird von der langgestreckten Fahrzeughalle und einem 3-geschossigem Kopfbau L-förmig eingefasst und wird durch die im Bestand vorhandene Baumreihe und einem großzügigen Grünstreifen vom Straßenraum abgesetzt. Die Fahrzeughalle kann ohne Beeinträchtigung des laufenden Betriebs nach Norden um drei Plätze erweitert werden.
ORGANISATION / INNERE ERSCHLIESSUNG
Der weitaus überwiegende Anteil der Feuerwehrgaragen ist direkt zum Alarmhof Richtung Zaystraße orientiert, sodass alle zeitkritischen Einsatzfahrzeuge zügig und übersichtlich und damit sicher ausfahren können. Weitere Einsatzfahrzeuge sind zum rückwärtigen Betriebshof orientiert, der sicht- und lärmgeschützt zwischen Werkstatt und Fahrzeughalle liegt. Hier werden Ladevorgänge und Wartungstätigkeiten des feuerwehrtechnischen Alltags über kurze Wege abgewickelt. Auch die Übungsfläche ist hier angegliedert.
Die Betriebsabläufe im Gebäude sind auf möglichst kurze Wege optimiert. Fahrzeughalle Atemwerkstatt, Lager, Umkleide und Einsatzleitung liegen alle auf einer Ebene im EG direkt an die Fahrzeughalle angebunden. Die zentrale Anlieferung und Abholung erfolgt auf der Westseite über den Übergabebereich.
Die Werkstatteinheiten zur gelegentlichen Wartung von Ausrüstungsgegenständen sowie die Schlauchpflege sind zusammen mit dem Übungs- und Schlauchturm in einem separaten Werkstattgebäude untergebracht.
Die drei Ebenen des Gebäudes werden über ein großzügiges Atrium verknüpft, sodass im Sinne einer guten Orientierung untereinander wertvolle Sichtbezüge entstehen. Es stellt nicht nur funktional, sondern auch ideell einen zentralen Knotenpunkt dar, der durch die Ausstellung der historischen Spritzenwagen und den Blick in die Fahrzeughalle ein identitätsstiftendes Moment erhält. Hier befindet sich auch die zentrale Treppe mit Aufzug, welche durch zwei Fluchttreppen ergänzt wird.
Die Aufenthaltsbereiche sind im 1. Obergeschoss so angeordnet, dass sie auf möglichst kurzem Weg über eine Rutschstange an den Alarmbereich angeschlossen sind.
Im 2. Obergeschoss befindet sich der Verwaltungs- und Schulungsbereich, dessen räumliche Nähe zum Alarmbereich eine untergeordnete Rolle spielt. Etwas erhaben über der Geräuschkulisse des Feuerwehrbetriebs und des Straßenverkehrs bietet hier eine Dachterrasse hochwertige Aufenthaltsqualität und attraktive Verknüpfungen zu den angrenzenden Räumen. So haben sowohl alle Schulungsräume als auch das „Florianstübel“ und der Jugendraum eine Orientierung und Zugang zu diesem begrünten Außenraum. Die separate Erschließung dieses Bereichs über das Nebentreppenhaus ist möglich.
ARCHITEKTUR / KONSTRUKTION / MATERIALIEN
Die neue Feuerwache soll im Sinne möglichst geringer CO²-Emmissionen als Holzbau errichtet werden. Inspiriert von der Fügung der linienförmigen Holz-Bauteile stellt sich die Fassade als Abfolge weit gerasterter (50cm), vertikaler Holzlamellen dar, die geschossweise durch Wetterschutzgesimse gegliedert sind. Alle Fenster integrieren sich in diese Gebäudehülle und ermöglichen dem Baukörper eine gleichwohl homogene wie auch im Vorbeifahren dynamisch sich wandelnde Erscheinung.
Die langgestreckte Fahrzeughalle mit ihren vertikal gegliederten Glasfalttoren stellt sich im Vergleich zum Kopfbau dem Zweck entsprechend mit einer eher flächig ausgelegten Holzfassade dar. Mit BSH-Bindern werden Spannweiten von ca. 14 Meter überspannt und mit Brettsperrholzplatten eingedeckt.
Im Kopfbau sorgt ein konsequentes Konstruktionsraster für die wirtschaftliche Umsetzbarkeit als Holz-Skelettbau. Spannweiten von 4-5m können mittels Holzbeton-Verbunddecken unter Einhaltung aller bauphysikalischen Anforderungen leicht überbrückt werden. Vorproduzierte Holztafelelemente bilden die Fassaden.
WIRTSCHAFTLICHKEIT
Die kompakte Bauweise und die Minimierung der Kubatur schaffen die Grundlage für die wirtschaftliche Erstellung des Gebäudes. Die Reduzierung der Materialvielfalt, wartungsarme Oberflächen, ein geringer Energieverbrauch durch einen sehr guten Dämmstandard und effiziente Anlagentechnik stellen auch für den weiteren Betrieb eine hohe Wirtschaftlichkeit sicher.
NACHHALTIGKEIT
Eine präzise Planung, langlebige, robuste und natürliche Materialien bilden in Verbindung mit ansprechender Architektur die Basis für eine nachhaltige Konzeption. Ein hoher Dämmstandard, solar wirksame Glasflächen mit verstellbarem außenliegendem Sonnenschutz und ein Niedertemperaturheizsystem tragen zusammen mit der großflächigen PV-Anlage auf dem Dach zu einem niedrigen Energieverbrauch und in der Jahresbilanz zur CO2-Neutralität bei.
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