In zentraler Lage soll ein Quartier geschaffen werden, das als Initialzündung für die Entwicklung des weiteren Umfeldes dient. Eine Aufwertung ist geboten und sollte so erfolgen, dass ein Mehrwert für die Umgebung und für die Stadtgesellschaft entsteht.
Mit dem vorliegenden Beitrag soll neben attraktivem Wohnen für alle Altersgruppen auch das Wohnen für ältere Menschen in der Innenstadt ermöglicht werden. Der Anteil von 20 Prozent an gefördertem Wohnraum sorgt für eine gute soll insbesondere der älteren Generation zugutekommen.
STÄDTEBAU
Mit dem Neubau des Kinderwunschzentrums wurde der erste Baustein für ein neues Quartier in der Innenstadt Neckarsulms gesetzt. Das Grundstück wird im Norden und im Westen von zwei Durchgangsstraßen flankiert. Die Bebauung reagiert auf das entsprechende Verkehrsaufkommen mit der Schließung der Raumkanten entlang der Straßen.
Es wird ein im Abschnitt A ein Ensemble aus drei Baukörpern vorgeschlagen, die einen grünen Innenbereich umschließen. Im Verhältnis zu den Gebäudehöhen wird ein angenehm proportionierter Raum gefasst, der genug Fläche bietet, um verschiedene, Funktionsebenen aufnehmen zu können:
1. Parken im UG
2. Gemeinschaftsflächen für Quartiersbewohner
3. Private Freiräume
4. Erschließungsachsen
Als Modul für die Gestaltung des Stadtgrundrisses wird ein konischer Baukörper mit zwei Vollgeschossen und zurückversetztem Staffelgeschoss vorgeschlagen. Die schrägen Raumkanten dieser Volumen fassen die Freiräume besonders schön und bilden einen angenehmen Freiraum. Innerhalb einer langfristigen städtebaulichen Planung ließe sich das Stadtquartier mit dem o.g. Modul kontinuierlich erweitern (s. Skizze „Vision 2035“).
Im Abschnitt B fügt sich ein viertes Gebäude in ähnlicher Formensprache als Wohn- und Geschäftshaus an die Gebäudekonstellation an.
Durchgängiger Duktus und Materialität binden die vier Gebäude zu einem Ensemble zusammen und lassen eine ganz neue Atmosphäre innerhalb des Quartiers entstehen. Sie strahlt über die Zwischenräume der Baukörper in die benachbarten Stadträume und wertet diese auf.
Durch die Verwebung der Fußwegachsen mit dem umgebenden Wegenetz wird das Quartier neben der optischen Aufwertung auch einen funktionalen Mehrwert für die Stadt bringen. Dazu zählt auch der begrünte Innenbereich als Erholungs- und Lebensraum für Menschen sowie Flora und Fauna.
ARCHITEKTUR
Die Fassaden aller Vier Gebäude präsentieren sich als hochwertige Ziegelfassaden in einem durchgehenden Duktus mit vertikalen Fensterformaten. So wirken die auf zwei Vollgeschosse limitierten Gebäude etwas höher. Eine homogene Gestaltung in warmen Beige-Farbtönen schafft in Kombination mit den Grünanlagen eine angenehme sowie zeitgemäße Atmosphäre und Aufenthaltsqualität. Eingeschnittene Loggien nehmen den Balkonen die Dominanz und sorgen trotzdem für großzügige Freisitze und bieten den Nutzern eine gewisse Privatsphäre.
Die Erdgeschosse sind gegenüber dem Gelände leicht angehoben, um die privaten Terrassen zu den halböffentlichen Bereichen durch einen Höhenversatz abzugrenzen.
Auf das erhöhte Niveau führt jeweils eine behindertengerechte Rampe. Sie ist präzise in einen Gebäudeeinschnitt eingefügt und erzeugt eine einladende Geste zum Eingang.
FUNKTIONEN
Zum erdgeschossigen Straßenraum an der Heilbronner Straße orientiert sich im Haus 4 eine gewerbliche Nutzung in Form eines Dienstleisters. Die sonstigen Nutzflächen sind der Wohnnutzung gewidmet.
Mit der Einrichtung eines Gemeinschaftsraumes im Haus 1, mit unmittelbarem Zugang zum grünen Innenhof, soll dem Zusammenhalt Rechnung getragen werden. Dieser soll ein Ort der Begegnung und des Austausches für die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers werden. Ziel der Durchmischung der Generationen im Quartier ist es darüber hinaus, dem zunehmend als gesellschaftliche Aufgabe erkannten Thema der Vereinsamung zu begegnen. Der große gemeinsame Wohnhof ermöglicht durch seine Ausgestaltung die niederschwellige Kontaktaufnahme und Kontaktpflege.
ENERGIEKONZEPT
Der Anschluss an das Wärmenetz der Stadtwerke Neckarsulm ist für das Quartier nicht möglich. Vor diesem Hintergrund wird ein Nahwärmenetz auf Grundlage eines BHKWs konzipiert. Der am Grundstück vorhandene Gasanschluss ermöglicht diesen Energieträger. So kann neben dem Biogas auch die Nutzung der zukunftsträchtigen power-to-gas-Technologie ermöglicht werden und die Anlage somit einen Beitrag zu einer gelingenden Energiewende leisten. Die Gebäude werden im KfW-55-Standard errichtet.
NACHHALTIGKEIT
Flexible Nutzungsmöglichkeiten sowie ein hoher gestalterischer Anspruch sollen dem Gebäude die besten Voraussetzungen für eine lange Lebensdauer auf den Weg geben. Sorgfältig gestaltete Details sowie zeitlose, robuste und baubiologisch unbedenkliche Materialien unterstützen dieses Ziel und sind neben einem hohen energetischen Standard und sinnvoller technischer Ausstattung der wichtigste Baustein für ein nachhaltiges Gebäude.
Die kompakte Bauform ermöglicht zusammen mit einem klaren konstruktiven Raster und der langen Lebensdauer eine wirtschaftliche Erstellung sowie Betrieb des Gebäudes.
FREIANLAGENKONZEPT
Der Stadtraum in Neckarsulm an der Binswanger Straße soll durch markante Baumreihen aus Ahorn und Hainbuchen und durch interne Wegeverbindungen von Grünflächen, Sitzplätzen und Baumpflanzungen ein grünes Stadtquartier werden.
Dazu eignen sich besonders die Seitenflächen an der Heilbronner Straße und an der Binswanger Straße. Im Zuge der Quartiersentwicklung sollen im Rahmen des Wettbewerbs und der Neubebauung Wege, Plätze und Innenhöfe mit Begrünung an die vorhandene und eventuell spätere Wegebeziehung anschließen können. Es entstehen Gartenflächen mit Terrassen und heckenumsäumten Gartenräumen für die Erdgeschosswohnungen.
Ein gemeinsamer Quartiersplatz mit Spielangeboten wird Treffpunkt unter geschnittenen Lindenbäumen. Säulenförmige Ulmen markieren die Wegebeziehungen. Wasserdurchlässiges Pflaster, Rasenpflaster, Hecken und Dachbegrünungen und in Teilen auch Fassadenbegrünungen sollen raumwirksames urbanes Grün schaffen mit hoher Aufenthaltsqualität.
Eine Entwässerung vom Dach und den Grün- und Pflasterflächen mit Rigolen, Zisternen und sickerfähigen Pflasterbelägen wird an ein intelligentes Entwässerungssystem angeschlossen. Durch Pflanzfilter gereinigtes Oberflächen- und Regenwasser kann für Solitärbaumbewässerung, Garten- und Staudenbewässerung eingesetzt werden. Durch Linden mit deren hoher Verdunstungsrate entsteht weiterhin eine Stadtklimaanlage im Innenhof des neuen Quartiers.
©2019 – KTH Architekten
IMPRESSUM | DATENSCHUTZERKLÄRUNG | KONTAKT